Urheberkopie der Ende 2008 eingestellten MATEO - Mannheimer Texte Online


Jörn von Lucke: Ursachen für den verzögerten Erfolg des Internet und anderer multimedialer Online-Dienste in Deutschland


5 Angebote in Online-Diensten und deren Nutzung

Wichtige Faktoren für Verzögerungen bei der Akzeptanz von Online-Diensten finden sich bei Angeboten in Online-Diensten und bei ihrer Nutzung wieder. Diese Bereiche werden im folgenden Kapitel genauer analysiert. Dabei wird jedem Themengebiet eine kurze Einführung vorangestellt, in der die Möglichkeiten des Einsatzes multimedialer Online-Dienste aufgezeigt wird. Dadurch soll eine Beurteilung der aktuellen Entwicklung wesentlich erleichtert werden.

5.1 Einsatz in der öffentlichen Verwaltung

Nach den direkten staatlichen Fördermaßnahmen schließt sich die Betrachtung des Einsatzes von multimedialen Online-Diensten in der öffentlichen Verwaltung an. In diesem Kapitel werden neben der Verwaltung auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene auch die damit eng verbundenen Bereiche Bildungs- und Gesundheitswesen betrachtet.

5.1.1 Einsatzpotentiale in der öffentlichen Verwaltung

Online-Dienste können von der öffentlichen Verwaltung in vielen Bereichen angeboten bzw. genutzt werden. Da sich die technische Entwicklung noch in der Anfangsphase befindet, dominieren zur Zeit Anwendungen zur Öffentlichkeitsarbeit , die leicht zu erstellen und bedienen sind. Dazu zählen allgemeine Auskünfte oder detaillierte Informationen ebenso wie der Abruf von Gesetzen und Verordnungen. So können die Kosten für die allgemeine Informationsverteilung reduziert werden. Einige Parlamentarier nutzen bereits Online-Dienste für ihre Public Relations-Aktivitäten. Interessierte Bürger können ihnen auch auf diesem Wege Anfragen, Beschwerden und Mitteilungen zukommen lassen. Es ist auch möglich, daß Diskussionsforen für eine öffentliche Debatte eingerichtet werden. Sehr verbreitet ist die Nutzung von Online-Diensten zu Zwecken der Wirtschafts-, Tourismus- und Innovationsförderung. Desweiteren wird an Projekten zur qualitativen Verbesserung des Leistungsangebots und Amtsvollzugs gearbeitet: Effizientere Kommunikation über Electronic Mail oder Bereitstellung und Annahme von Antragsformularen. Dadurch kann die Durchführung von Amtshandlungen beschleunigt werden. Mitarbeiter werden von Routinetätigkeiten entlastet und können sich mehr auf eine qualifizierte Beratung des Bürgers konzentrieren. Die Bürger wiederum wären in der Lage, Informationen schnell und bequem zu erhalten. Erste Pilotprojekte zur Teleadministration befinden sich in der Erprobungsphase.(158)

Im Bildungswesen bieten Online-Dienste eine neue Kommunikationsplattform für Forschung und Lehre . Die Telelearning -Projekte weisen in die Richtung neuer Entwicklungen im Bereich Aus- und Fortbildung . Durch weltweite Datennetze werden Bibliotheken verschiedenster Universitäten weltweit abrufbar. Aber auch Mitteilungen, Informationen und Veröffentlichungen können schnell verbreitet werden. Durch die Aufbereitung von Forschungsergebnissen, Dissertationen oder Diplomarbeiten zu multimedialen Dokumenten, die weltweit über das Internet abrufbar sind, kann der internationale Wissensaustausch beschleunigt und schneller neue Ergebnisse erzielt werden. Davon profitiert in besonderem Maße das Gesundheitswesen, da gerade durch medizinische Fortschritte die Versorgung der Bevölkerung verbessert wird. Durch spezielle Telemedizin -Projekte (wie den Telekonsiliardienst) kann in medizinisch unterversorgten Regionen das Gesundheitswesen verbessert werden. Online-Dienste können auch helfen, den Informationsfluß zur Verwaltung und Abrechnung zwischen Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten, Apothekern und Sozialversicherungsträgern zu verbessern. Durch diese Maßnahmen können die Kosten im Gesundheitswesen langfristig reduziert werden.(159)

5.1.2 Entwicklungsstand in den USA

Sehr viele US-Bundeseinrichtungen wurden in die Aktivitäten zur National Information Infrastructure (NII) eingebunden. Ziel dieser Initiative ist es, alle Regierungsinstitutionen, Schulen, Universitäten, öffentliche Verwaltung und private Wirtschaft mit Hochgeschwindigkeitsnetzen zu überziehen. Dazu wurden 1150 Millionen US-Dollar für die Jahre 1993-97 (FY) bereitgestellt. Vize-Präsident Al Gore nannte die Vernetzung aller Hospitäler, Schulen und Bibliotheken bis zum Jahr 2000 als ehrgeiziges Ziel.(160) Computerhersteller und Softwareanbieter helfen der Regierung bei ihrer Initiative durch Spenden. So stattete Microsoft im Staat Washington alle Schulen mit PCs und seinem neuen Programm kostenlos aus. Nach einer Untersuchung der Hanigan Consulting Group verfügen mittlerweile 98 Prozent aller Undergraduates in den USA über einen Internet-Zugang, von denen 71 Prozent ihn nur für E-Mail benutzen.(161)

Bei der Öffentlichkeitsarbeit nimmt das lange staatlich geförderte Internet eine immer wichtigere Rolle ein. Dies gilt für Verwaltungsstellen auf Federal-, States- und County-Ebene. Waren 1989 erst 48 Bundes-Agencies im Internet präsent, so ist die Zahl bis 1994 auf über 200 Agencies angestiegen.(162) So verfügen das Weiße Haus, der Kongreß und die US-Bundesministerien über eigene WWW -Server. Jeder Abgeordnete oder Senator ist an das E-Mail-System des Kongresses angebunden. Bundesinformationen können aus speziellen Datenbanken (wie dem Economic Bulletin Board, Commerce Business Daily oder Federal Register) abgerufen werden. Der Supreme Court stellt seine Urteile noch am Tag der Veröffentlichung zum Lesen zur Verfügung. 1995 waren bereits 46 von 50 Bundesstaaten mit offiziellen Informationsseiten im Internet präsent.(163) Auf kommunaler Ebene existieren eine Vielzahl von Projekten. So können bspw. lokale Informationen abgefragt werden, aber auch Anträge (auf Sozialleistungen oder Führerscheinverlängerung) abgegeben oder lokale Angelegenheiten in Diskussionsgruppen (wie im NYCENET) besprochen werden. Solche Aktivitäten auf regionaler und kommunaler Ebene werden häufig in Kooperation mit Universitäten, kommunalen Computer Gruppen (wie Community Network s) oder privaten Unternehmen (DEC, HP, Sun, AT&T) erstellt.(164)

5.1.3 Gegenwärtige Situation in Deutschland

In Deutschland steht die öffentliche Verwaltung mittel- und langfristig unter einem Kosten- und Veränderungsdruck. Finanzielle Restriktionen lassen aber wenig Spielraum für neue Investitionen. Dabei können multimediale Online-Dienste helfen, Kosten in der öffentlichen Verwaltung sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen einzusparen. Versuche mit Online-Diensten haben in Deutschland bereits in den Achtziger Jahren begonnen. Der Schwerpunkt bei der Nutzung von Online-Diensten lag bis Mitte der Neunziger Jahre auf Btx bzw. Datex-J . Dieser Online-Dienst der Deutschen Bundespost Telekom wurde bspw. zum Aufbau eines Bundestagsinformationssystems genutzt. Auch deutsche Kommunalverwaltungen engagierten sich im Btx. So war 1989 ein Btx-Angebot von rund 160 Kommunen abrufbar. Allerdings beschränkte sich dies Angebot meist auf die Bestellung von weiteren Broschüren.(165)

Seit 1995 sind die ersten drei deutschen Bundesministerien über WWW -Seiten(166) im Internet erreichbar (Auswärtiges Amt, BMBF , BMWi ). Seit Jahresbeginn 1996 präsentieren sich mit dem BMVg, BML, BMG, BMU und dem Bundestag weitere Bundeseinrichtungen im Internet. Parallel dazu läuft ein Projekt "Abgeordnete im Internet " im Fachbereich Politische Wissenschaft der FU Berlin, in dem sechs Abgeordnete Information über ihre Arbeit im Bundestag und im Wahlkreis präsentieren. Ein Projekt der Bayern Online Initiative beschäftigt sich mit dem Aufbau eines WWW -Server(167) für die Bayerische Staatsregierung, der seit 1995 der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Andere Länder - wie der Freistaat Sachsen - stellen Regierungsinformationen auf Universitätsrechnern (TU Chemnitz) zur Verfügung. Auch die Zahl kommunaler WWW -Seiten im Internet nimmt seit Sommer 1995 in Deutschland stark zu, wobei Informationsdienste eindeutig dominieren.

In Schulen und Hochschulen sollen Schüler und Studenten durch eine Ausbildung auf die Nutzung von Online-Dienste vorbereitet werden. Das BMFT/BMBF stellt dafür den Hochschulen seit vielen Jahren finanzielle Mittel zur Verfügung. Dennoch sieht das BMBF die Notwendigkeit zu weiteren Investitionen. 1996 rief das BMBF Länder, Kommunen, Unternehmen, Netzbetreiber und Stiftungen auf, für eine flächendeckende Ausstattung von Schulen und Hochschulen mit zeitgemäßer Hard- und Software zu sorgen. IBM Deutschland bietet bspw. bereits Schulen IBM-Software zu günstigen Preisen an. Ergänzt werden sollen diese Aktivitäten durch die Förderung von Modellversuchen zur Lehreraus- und -fortbildung sowie Medienerziehung. Parallel dazu laufen im Gesundheitswesen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom AG Pilotprojekte zu Telemedizin -Anwendungen: Bermed, Kamedin und Spirit.(168)

5.1.4 Gründe für eine verzögerte Entwicklung von Online-Diensten
bei der öffentlichen Verwaltung in Deutschland

Die öffentliche Verwaltung, das Bildungs- und Gesundheitswesen haben unter der angespannten Finanzlage bei Bund, Ländern und Gemeinden besonders zu leiden. So fehlen in einigen finanzschwachen Kommunen Mittel für Neuentwicklungen wie Community Network s. Die Schulbudgets sind in der Regel für den Einsatz neuer Technologien zu gering ausgestattet. Die Kosten für Hardware, Software und Telefonverbindungen belasten einen Schulhaushalt erheblich. Schulen erhalten nur geringe Zuschüsse für die Nutzung von Online-Diensten. Dabei handelt es sich um einen Bereich, in dem die laufenden Kosten massiv ansteigen können. An Hochschulen sind die Rechnerpools häufig nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Die Nutzung des Internet kann aus Kostengründen auf bestimmte Anwendungen wie E-Mail beschränkt sein. Auch im Gesundheitswesen sind finanzielle Mittel nicht unbegrenzt verfügbar. Allerdings kann hier häufig noch auf den Träger, Einkünfte, Spenden und vorhandenes Vermögen zurückgegriffen werden.

Zweitens sind vor allem Investitionen notwendig, da die interne Infrastruktur noch nicht ausreichend ausgebaut ist. So ist in Schulen und Hochschulen eine komplette Neuverkabelung der Klassenzimmern bzw. der Vorlesungssäle(169) notwendig. Dies gilt ebenso für das Gesundheitswesen und die öffentliche Verwaltung, wo Neuverkabelungen seit Beginn der Neunziger Jahre nach und nach durchgeführt werden. Das WiN mit seinen 2 MBit/s-Leitungen verfügt zur Zeit für die Übertragung medizinischer Daten (Röntgenbilder, Ultraschallbilder, Videosignale oder Krankenakten) noch über eine viel zu geringe Bandbreite. Ein flächendeckender Ausbau auf ATM-Kapazitäten muß zuerst durchgeführt sein, ehe ein bundesweiter Einsatz von Telemedizin sinnvoll ist. Wenn Mittel für Neuanschaffungen fehlen, müssen bestehende Anlagen an die neuen Standards und Protokolle angepaßt werden. Potentielle Sicherheitsrisiken müssen vor einem Anschluß ans Internet durch Schutzbarrieren (Firewalls) entschärft worden sein.

Auf Grund des Mangels an Expertenwissen und Trainingsmöglichkeiten sind drittens mit dem Einsatz von Online-Diensten arbeits- und kostenintensive Schulungen für das Personal notwendig. Wegen der Komplexität neu zu entwickelnder Anwendungen verfügen die EDV-Abteilungen der Verwaltungen nur selten bereits über ausreichende Kenntnisse. Deren finanziellen Möglichkeiten sind aber eingeschränkt. Während die Universitäten noch einige engagierte Studenten zur Mitarbeit gewinnen können, stehen Schulen nur wenig Fachkräfte zur Systembetreuung zur Verfügung. Lehrer verfügen im Rahmen ihrer Ausbildung selten über Fachkenntnisse zur Systemverwaltung. So müssen professionelle Systembetreuer, wie zumeist auch in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen, die Installation, Wartung und Ausbildung übernehmen. Bei den Schulungen sollen auch die Ängste beim Einsatz von Online-Diensten abgebaut werden, um die Einführung nicht am Widerstand der Beschäftigten scheitern zu lassen.

Viertens existiert in der öffentlichen Verwaltung, wie in allen Organisationen auch, eine mangelnde Bereitschaft zur Änderung vorhandener Strukturen. Im Bildungswesen liegt bspw. die Verantwortung bei den Landes-Kultusministerien, die für Lehrplanänderungen an Schulen zuständig sind. Bisher gehört Informatik in den meisten Bundesländern aber nur zu den Wahlfächern. Der Einsatz der EDV in anderen Schulfächern im Rahmen von Projektarbeiten findet zur Zeit noch wenig Verbreitung. Die Bildungsinitiative "Schulen ans Netz " der Bundesregierung möchte hier zu einem Umdenken anregen. Die Notwendigkeit zu einer Verwaltungsgrenzen überschreitenden Kooperation wird als weiterer Hemmfaktor bei der Entwicklung betrachtet, weil Widerstände der Beschäftigten Kooperationsprojekte zum Scheitern bringen können.

Schließlich existieren auch rechtliche Schwierigkeiten beim Einsatz von Online-Diensten . So wirken die verwaltungsrechtliche Zulässigkeit und der Datenschutz als Hemmfaktoren, vor allem hinsichtlich der Verknüpfungen von Leistungen unterschiedlicher Verwaltungsbereiche (z.B. Meldewesen und Sozialleistungen). Problematisch aus Sicht des Datenschutzes ist auch die Weitergabe von persönlichen Daten wie z.B. Röntgenbilder oder Patientenakten. Die bestehenden Gesetze sollen die Bevölkerung u.a. vor mißbräuchlicher Nutzung und Weitergabe ihrer Daten schützen. Im Interesse eines besseren Arbeitsablaufs sind Änderungen beim Datenschutz notwendig, über die aber wegen ihrer weitreichenden Konsequenzen ausführlich nachgedacht werden muß. Darüber hinaus sorgt ein unsicherer Umgang mit Urheberrechten vor allem im Schulbereich für Probleme. Die Verbreitung von Unterrichtsmaterial über multimediale Online-Dienste kann zu Verstößen gegen Copyright-Rechten an Bild, Ton und Musik führen, die zivil- und strafrechtliche Sanktionen mit sich bringen.(170)

5.2 Kommerzielle Dienstanbieter

Unter dem Begriff "Kommerzielle Dienstanbieter " werden neben Presence Provider auch solche Unternehmen zusammenfaßt, die Produkte und Dienste rund um einen Online-Dienst anbieten. Kommerzielle Dienstanbieter sind weder reine Netzbetreiber (Service Provider ), noch bieten sie nur reine Inhalte für einen Online-Dienst (Content Provider ). Presence Provider bieten die Gestaltung, Einrichtung und Pflege von Dienstleistungen in Online-Diensten für Dritte an. Diese Dienste können auf Provider-eigenen oder externen Servern eingerichtet werden. Häufig nehmen Service Provider auch die Aufgaben eines Presence Provider s wahr. Andererseits ergänzen einige Content Provider ihr Angebot um zusätzliche Dienste (Werbeflächen für Dritte, Zusatzinformationen), wodurch sie auch zum Presence Provider werden. Aber auch Marktforscher, Unternehmensberater, Datenbankanbieter und Informationsbroker mit Angeboten über Online-Dienste zählen zur Gruppe der kommerziellen Dienstanbieter.

5.2.1 Entfaltungsraum für kommerzielle Dienstanbieter

Bis 1995 dominierten klar Anwendungen rund um das Electronic Information Management die Dienstleistungen kommerzielle Dienstanbieter (Abbildung 6). Die meisten Anbieter entwickeln für jeden Kunden ein eigenes Angebot, daß die Verteilung, den Abruf und den Austausch von Informationen ermöglicht. Software-Agenten (wie Lycos oder Yahoo)(171) helfen bei der Beschaffung von Informationen jeglicher Art. Verzeichnisdienste sollen einen Überblick über vorhandene Informationen eines Online-Dienstes geben, wobei hier die Informationen nach sachlichen Kategorien getrennt werden.

Neben den klar strukturierten und leicht auffindbaren Informationen profitieren Anbieter in kommerziellen Online-Diensten von der Erfahrung des Netzbetreibers im Bereich Electronic Commerce . Langjährig erprobte Abrechnungsverfahren bieten sichere Inkassoverfahren, die für Käufer und Verkäufer kaum Risiken bergen. Electronic Commerce ist besonders interessant für Informationsprodukte wie Videos, Musik, Software, Nachrichten, Rechtshilfe oder Finanzdienstleistungen. Im Internet dagegen befindet sich der elektronische Handel noch in einer Anfangsphase, da Standards für Finanztransaktionen noch nicht weltweit akzeptiert sind. Im Rahmen des Electronic Banking werden Angebote für Banken, Sparkassen, Versicherungen, Investmentfirmen und Kreditkartenunternehmen entwickelt. Die Palette aktueller Projekte umfaßt neben Homebanking und einfachen Finanzdienstleistungen die Erprobung neuartiger Abrechnungsverfahren wie elektronische Zahlungsmittel,(172) elektronische Geldbörsen oder sichere Online-Transaktionen mit Kreditkarte.

Unter dem Sammelbegriff Electronic Publishing werden elektronische Zeitungen, Zeitschriften und Magazine zusammengefaßt. Diese heben sich von gedruckten Exemplaren durch ein elektronisches Zusatzangebot ab, daß normalen Lesern verwehrt bleibt. Online-Angebote von Radio- und TV-Stationen bilden das Übergangsglied zur Electronic Communication , zu der Individual- und Gruppen-Kommunikationsdienste über Online-Dienste (Phone, Talk und Chat) zählen. Viele dieser Dienstleistungen generieren einen Zusatznutzen für die Anwender. Gleichzeitig können Provider Kenntnisse über Akzeptanz- und Benutzerverhalten gewinnen.


Electronic Information Management

Electronic Banking

Electronic Commerce

Electronic Publishing

Electronic Communication


Abbildung 6: Kommerzielles Online-Dienst-Angebot

Parallel zu den Diensten entwickelten sich auch Produkte rund um Online-Dienste. Die Steuerung von kommerziellen Online-Diensten erfolgt über Großrechner, die mit speziell entwickelter Software ausgestattet sind. Die Auswahl der ans Internet gekoppelten Server-Rechner liegt bei den einzelnen Netzbetreibern. In diesem Zusammenhang wurde Internet-Server-Software für Workstations und PCs entwickelt, wodurch sich das einsetzbare Hardware-Spektrum erheblich erweitert. Die Software umfaßt in der Regel Anwendungen zur Programmierung und Nutzeranalyse. Die meisten Online-Dienste können durch einen PC oder eine Workstation genutzt werden. Oracle und Sun planen 1996 die Markteinführung von Netzwerk-Computer n, die speziell auf die Internet-Nutzung ausgerichtet sein sollen, ohne aber teure Komponenten wie Massespeicher zu benötigen. Für die Nutzung von Online-Diensten stehen Offline- und Online-Reader (wie Browser) zur Verfügung, deren Benutzerführung in den letzten Jahren stetig verbessert wurde.

Die meisten Entwicklungen stammen gegenwärtig noch aus den USA , wo die Entwickler von ihrem hohen Wissensstand profitieren können. Aus Universitätsprojekten entwickelten sich erfolgreiche Anbieter wie Lycos (Carnegie Mellon University) oder Yahoo (Stanford Research University). Viele Dienstleistungen des Internet werden kostenlos zur Verfügung gestellt oder über Sponsoring (Vermietung von Werbefläche) finanziert. Darunter haben nicht nur die kommerziellen Online-Dienste, sondern auch andere kommerzielle Informationsanbieter wie Datenbankbetreiber oder Informationsbroker zu leiden, die kostenpflichtige Dienste anbieten.

In Deutschland bieten die Netzbetreiber T-Online und AOL Bertelsmann jedem Dienstanbieter die Möglichkeit, auf ein Entwicklungsteam aus Grafikern und Programmierern bei der Gestaltung von Diensten zurückzugreifen. Darüberhinaus existieren eine Vielzahl von Internet Presence Providern , die dieses Angebot für das Internet offerieren. Bei vielen dieser Unternehmen handelt es sich um Neugründungen, die ihren Schwerpunkt auf den Multimedia-Bereich setzen. Dennoch war 1995 die Anzahl deutscher Dienstanbieter im Internet noch sehr gering. Unter den rund 21.000 zugeschalteten Rechnersystemen in Deutschland befanden sich im WWW lediglich 365 kommerzielle Anbieter.(173)

5.2.2 Ursachen für eine verzögerte Entwicklung von Online-Diensten
bei kommerziellen Dienstanbietern in Deutschland

In den vergangenen Jahren wurden vergleichsweise wenig Produkte und Dienste speziell für den deutschen Markt entwickelt. Häufig werden einfach Dienstleistungen und Produkte angeboten, die ursprünglich für den amerikanischen oder internationalen Markt entwickelt worden sind. Deutschland , Teil eines multikulturell aufgespaltenen europäischen Marktes, ist derzeit noch als Markt für Dienstanbieter zu klein, da sich Entwicklungen eher in größeren Märkten rentieren. Der Break-Even-Point für einzelne Dienste ist nicht so schnell zu erreichen. So stellte u.a. die FAZ ihr Electronic-Publishing-Angebot im Btx 1989 ein, weil damals eine ausreichende Nachfrage fehlte.(174) Seit Mitte der Neunziger Jahre ist durch die explosionsartige Zunahme an deutschen Nutzern bei multimedialen Online-Diensten ein Anstieg der Dienstanbieter zu beobachten.

Außerdem befinden sich Presence Provider für multimediale Online-Dienste in Deutschland noch in einer frühen Entwicklungsphase. Eine Untersuchung zu Internet Presence Provider n zeigt auf, daß die überwiegende Zahl der Firmenneugründungen erst seit 1990 stattfindet. Dabei haben die meisten Unternehmen ihren Ursprung in der EDV-Branche (Bereiche Netzwerke und Unix). Neben Unternehmen aus dem Multimedia -Bereich werden auch Werbeagenturen und Verlage zunehmend als Internet Presence Provider aktiv.(175) Die ungünstigen Rahmenbedingungen für Firmenneugründungen und die hohen Anfangsinvestitionen senken eher die Zahl der Neugründungen. Zudem verunsichert noch die Vielfalt der möglichen Entwicklungsstränge bei Hard- und Software weitere Investoren.

Auf mangelnde Erfahrungen, geringe technische Kenntnisse und beschränkte Möglichkeiten sind daher auch die Schwächen bei der Gestaltung von Online-Dienstleistungen und -angeboten zurückzuführen. Nachteilig wirken sich vor allem die bei kommerziellen Online-Diensten wie Btx oder Datex-J bedingte geringe optische Qualität und Benutzerfreundlichkeit aus. Verwöhnte Personal-Computer-Besitzer werden durch Angebote in Blockgrafik enttäuscht. Aber auch im Internet weisen multimediale Präsentationen durchaus eine schlechte Konzeption auf. Bei den Anwendern besteht seltener ein Interesse an Jahresberichten, Presseinformationen oder Unternehmensbeschreibungen. Der Mangel an unterhaltsamen Dienstangeboten führt besonders unter privaten Nutzern zu einem Desinteresse am Angebot. Viele professionelle Anwendungen zu Electronic Data Interchange (EDI) befinden sich noch in der Entwicklungsphase. Ein mangelndes Verständnis des interaktiven Dienstmarktes führt bei einigen Dienstanbietern dazu, daß sie lukrative Zielgruppen nicht erkannt haben. Statt den vermuteten zahlungswilligen Konsumenten finden sich im Internet eher altruistische "Freaks" und Studenten wieder, die an ein kostenloses Angebot mit einer nahezu unbegrenzten Auswahl in einem nahezu werbefreien Umfeld gewöhnt sind.

Das Verhalten der Zielgruppe ist auch für Online-Einrichter sehr wichtig. Ein Online-Layout ist anders zu gestalten als ein Druck-Layout. Die Anwender neigen aus Zeit- und Kostengründen durchaus zum Abschalten der Grafikdarstellung des Browsers. Dies ist auf die nicht ausreichend ausgebaute Infrastruktur von Online-Diensten in Deutschland zurückzuführen. Die zu geringen Übertragungskapazitäten führen zu langen Wartezeiten bei der Datenübertragung (Tabelle 3), was sich auch in höheren Telefongebühren niederschlägt. Daher ist das deutsche Internet für Publikationen im Stil einer klassischen großformatigen Lifestyle-Zeitschrift mit einem hohen Anteil von Hochglanzfotos und Designergrafiken noch sehr ungeeignet.(176)

Weiterhin führt die unklare und komplexe Rechtslage bei kommerziellen Anbietern ebenso zu Verzögerungen, da große Unsicherheit über die kommende Entwicklung besteht. So verunsichert das vom Bundesinnenministerium geplante Verbot der Nutzung von Verschlüsselungsverfahren, bei denen ausschließlich der Empfänger die Nachricht entziffern kann. Investitionen in die Entwicklung von Sicherheitsmechanismen könnten dadurch zur Farce werden. Sie sind aber für die Entwicklung von Dienstangeboten unbedingt notwendig.(177) So benötigen Banken und Versandhandel einen akzeptierten Sicherheitsstandard, der ihnen eine ausreichende Transaktionssicherheit gewährleistet. Transaktionen sollen für den Nutzer einfach, überschaubar, korrigierbar und nachprüfbar ausgewählt und abgewickelt werden können. Bisher existiert noch kein weltweit akzeptierter Sicherheitsstandard für Online-Dienste . Da aber Transaktionen im Zahlungsverkehr durch Mißbrauch besonders gefährdet sind, warten Banken mit Investitionen rund um das Electronic Banking ab, bis sichere Lösungen vorhanden sind. Im Gegensatz zum Internet oder anderen Online-Diensten kann T-Online bereits seit einigen Jahren durch seine Sicherheitstechnik eine Vielzahl deutscher Banken und Sparkassen überzeugen. So zählt 1995 das Homebanking -Angebot zu den am meist genutzten Diensten von T-Online.(178)

Auch international nicht abgestimmte Rechtsgebiete verunsichern Investoren. So können Technologie und neue Anwendungen in einigen Ländern im Widerspruch zu bestehenden Gesetzen und Verordnungen stehen. Da in Frankreich ein Kryptographieverbot besteht, dürfen an französischer Nutzer keine verschlüsselten Daten versandt werden, obwohl dies bei Finanztransaktionsdaten unbedingt notwendig ist.(179) Aber auch Verstöße gegen das Urheberrecht oder das Datenschutzrecht werden nicht in allen Ländern gleich behandelt. So können Bild-, Ton- oder Musikdokumente in Ländern, die weder die Berner Konvention über Autoren- und Bildrechte unterzeichnet haben noch über entsprechende nationale Urheberrechtsregelungen verfügen, ohne Strafandrohung kopiert und von dort weltweit vertrieben werden. Solange kein ausreichender Schutz vor Mißbrauch geboten ist, werden sich einige potentielle Anbieter weigern, ihr kommerzielles Dienstangebot in Online-Diensten zu präsentieren.

Gerade bei Content Provider n wie Verlagshäusern besteht die Angst vor dem Verlust bestehender Marktanteile. Mit Online-Diensten werden nicht nur neue Nutzer für die eigenen Publikationen gewonnen, sondern es besteht auch die Gefahr, daß Kunden von bestehenden auf die neue Medien abwandern. Durch die abnehmende Kundenbindung kann die Zahl der Leser und folglich auch die der potentiellen Anzeigenkunden der eigenen Veröffentlichungen ungewollt reduziert werden. Diese Substitutionseffekte können Umsatz- und Beschäftigungsrückgänge für Verlagshäuser mit sich bringen. Da außerdem die Finanzierung einer Online-Publikation wesentlich schwieriger ist als die eines Print-Objekts, ist bei einigen Verlagshäusern ein zögerliches Verhalten bei Unternehmensentscheidungen bzgl. Online-Diensten zu beobachten.(180) Die großen deutschen Verlagshäuser Bertelsmann und Burda haben frühzeitig auf Online-Dienste gesetzt, um auf die Herausforderungen durch Online-Dienste besser vorbereitet zu sein.

5.2.3 Entwicklungstendenzen

Der elektronische Handel wird zukünftig von weltweit akzeptierten Sicherheitsstandards beim Electronic Banking profitieren können. Im Oktober 1995 wurden Cyber-Dollar als Zahlungsmittel im Internet von der Mark Twain Bank eingeführt, die aber bisher erst von wenigen Anbieter akzeptiert werden.(181) Im Februar 1996 haben VISA und MasterCard einen gemeinsamen Standard bekanntgegeben, mit dem die Sicherheit bei Kreditkartenzahlungen gewährleistet werden soll. Bis Ende 1996 sollen die Testphasen abgeschlossen und mit der regulären Nutzung des Standards begonnen werden.(182)

Sollten sich elektronische Abrechnungsverfahren bewähren, so muß mit gravierenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft gerechnet werden. Große Teile des Dienstleistungsgeschäfts geraten unter einen gewaltigen Konkurrenzdruck, da mit Online-Anbietern geographische Grenzen verschwinden und die weltweit attraktivsten Angebote über Gewinn oder Verlust entscheiden werden. Insbesondere Banken, Versicherungen, Verlage und der Einzelhandel werden sich auf neue Geschäftspraktiken einstellen müssen. Dazu werden sie ihre bisherige Strategie überdenken müssen, wenn sie langfristig am Markt präsent sein wollen.

5.3 Kommerzielle Dienstnutzer

Multimediale Online-Dienste werden heute von kommerziellen Organisationen wie Unternehmen sowohl zu internen als auch externen Zwecken eingesetzt. Besonders zur Kommunikation (Electronic Mail ) und zum Marketing (multimediale Seiten) setzen kommerzielle Nutzer Online-Dienste ein. Klassischen Content-Provider wie Journalisten, Autoren oder Verlagshäuser eröffnet die Nutzung von Online-Diensten eine weitere Möglichkeit zur Veröffentlichung existierender publizistische Werke. Aus der Nutzung eines Online-Dienstes kann sich ein eigenes selbständiges Dienstangebot mit einem echten Mehrwert für Kunden herauskristallisieren. Solche Angebote werden dann allerdings zur Kategorie der kommerziellen Dienstangebote gezählt.

5.3.1 Einsatzpotentiale der kommerziellen Dienstnutzung

Mit der Nutzung von Online-Diensten möchten kommerzielle Organisationen einerseits weitere Einnahmen erzielen. So können Online-Dienste als weiteres Verkaufs- und Vertriebsmedium verwendet werden. Außerdem bieten sie die Möglichkeit, das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit durch gezielte Marketing maßnahmen zu erhöhen. Andererseits können durch Online-Dienst-Nutzung Kosten bei der Telekommunikation eingespart und die Produktivität durch eine weitere Optimierung von Kommunikations- und Logistikprozessen erhöht werden.(183) Unternehmensinterne Netze auf Basis des TCP/IP-Protokolls, sogenannte Intranets erfreuen sich einer stark wachsenden Verbreitung. Bei der Nutzung kann ein Unternehmen auf externe Provider zurückgreifen, die entweder die komplette Einrichtung eines eigenen Online-Rechnersystems übernehmen oder aber den Zugriff über externe Computersysteme ermöglichen. Ein Unternehmen kann ein Netz jedoch auch selbst betreiben und selbst die technischen Möglichkeiten ausprobieren, wenn es Online-Dienste für kommerzielle Zwecke nutzen möchte.

Es existieren für multimediale Online-Dienste eine Vielzahl von betriebswirtschaftlichen Einsatzmöglichkeiten (Abbildung 7). So können Online-Dienste das Beschaffungswesen durch schnellere Absprachen, effizientere Abwicklung und hohe Reichweite bei der Lieferquellensuche, Angebotsrecherche, Bestelldatenübermittlung und Bezahlungsabwicklung unterstützen. In einigen Unternehmen werden bereits Entwicklungen zum Electronic Data Interchange (EDI) genutzt, dem elektronischen Austausch von Geschäftsdokumenten. Dieser Dienst kann auch bei der Produktion zur Koordination einzelner Produktionsstätten eingesetzt werden. Die Planung und Absprache erfolgt effizienter über elektronische Postdienste.(184) Komplexe visuelle Darstellungen, die bei Ferndiagnose und Fernunterweisung die Zusammenarbeit erleichtern, können zudem schnell ausgetauscht werden.(185)


Beschaffungswesen

Produktion

Marketing

Forschung und Entwicklung

Informationsbeschaffung

Kommunikation

Personalverwaltung

Organisation


Abbildung 7: Kommerzielle Online-Dienst-Nutzung

Die Nutzung multimedialer Online-Dienste eignet sich besonders für das Marketing . Dank ihrer hohen Reichweite bei attraktiven Werbezielgruppen(186) werden sie als effizientes Werbemittel betrachtet. Alle relevanten Werbeinformationen über Produkte und Dienstleistungen können in farbigen virtuellen Katalogen potentiellen Kunden präsentiert werden. Das Einbinden von aktuellen Preislisten, Testberichten, Audio- und Videosequenzen oder Simulationen in die Darstellung ist möglich. Supportforen sollen zu weiteren Nachfragen ermutigen und den Kundendienst ergänzen. Angefügte Bestellformulare bieten zudem eine sofortige Bestellmöglichkeit für interessierte Kunden. Es können Eingabefehler bei der Bestellannahme vermieden und der gesamte Verkaufsvorgang automatisiert und beschleunigt werden.(187) Gleichzeitig ist eine Kostenreduzierung bei Druckwerken (Anleitungen) und Distribution möglich.(188) Die Öffentlichkeitsarbeit kann durch attraktive Selbstdarstellungen imagefördernd gestaltet werden. Das dezente Sponsoring anderer Dienstangebote mit einer Übergangsmöglichkeit auf die Unternehmensseite erlangt eine immer größere Verbreitung. Dagegen ist der Empfang von unverlangter Werbung bei vielen Online-Nutzern, besonders im Internet , nicht erwünscht, weil er für den Empfänger mit Arbeit und Kosten verbunden ist.(189) Die Werbekontakte durch Interessenten sind für die Unternehmen minutiös belegbar. Die Marktforschung kann so nahezu zum Nulltarif einen Einblick in das Konsumverhalten der Netznutzer erlangen. Fragebogenaktionen sind durch direkte Kontaktmöglichkeiten zu Kunden leichter durchführbar. Zusätzlich kann die Marktforschung auf die externen Marktanalysen, Statistiken und Presseveröffentlichungen aus Online-Diensten zurückgreifen.

Im Bereich der unternehmensinternen und -externen Kommunikation können Kosteneinsparungen erzielt werden. Relativ niedrige Nutzungskosten machen vor allem das nichtkommerzielle Internet zu einer preiswerten Alternative zu Telefonen, Faxgeräten und Service-Rufnummern (wie 0130 oder 1-800). Aber Online-Dienste sind auch ein schnelles und effektives Mittel für die Kommunikation mit Kunden, Angestellten, Kollegen und Lieferanten. Ohne Rücksicht auf räumliche und zeitliche Entfernungen können Entscheidungsträger zusammenarbeiten und schnell auf Marktveränderungen reagieren.(190) Eine firmenspezifische Aufbereitung der Online-Ressourcen erleichtert die allgemeine Informationsbeschaffung und -verarbeitung . Durch den Einsatz von Web-Browsern ist bspw. ein besseres Management interner Mainframe-Ressourcen möglich.(191) Neben externer Software können auch Geschäfts- und Finanzinformationen, Bonitätsauskünfte sowie Recherchen von Zeitungen und Informationsdiensten genutzt werden. Industrieunternehmen haben die Möglichkeit besonders vom Internet zu profitieren, das ihnen aktuelle F&E-Informationen mit hohem Forschungsgehalt von Hochschulen und Regierungseinrichtungen liefern kann. In der Forschung und Entwicklung können dadurch Entwicklungszeiten verkürzt, Produktfehler reduziert, die Produktqualität verbessert und F&E-Kosten gesenkt werden.(192)

Stellenangebote in elektronischen Stellenbörsen erleichtern auch kurzfristig die Suche nach neuen Mitarbeitern. Multimediale Online-Dienste sind zur Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern einsetzbar. Die Verbreitung von Lernsoftware ist leichter und schneller möglich als durch einen Versand von Datenträgern. Dazu bieten Selbstlernprogramme große Einsparpotentiale, da weniger Ausfallzeiten und keine Reise- und Übernachtungskosten entstehen. Online-Dienste sorgen auch für Erleichterungen bei der Personalverwaltung und Organisation eines Unternehmens.(193) Sie können als Werkzeug zur unternehmensinternen Informationsveröffentlichung, Zusammenarbeit von verteilten Arbeitsgruppen oder für eine offene unternehmensinterne Diskussion eingesetzt werden. Außerdem wird mit Online-Diensten die Einrichtung von Telearbeitsplätzen gefördert, wovon Angestellte und Unternehmen profitieren können.(194)

Für alle klassischen Branchen und Industrien bieten multimediale Online-Dienste Einsatzmöglichkeiten. Kosteneinsparungen sind in vielen Branchen möglich. Eine Untersuchung der Coca-Cola Research Group hat ergeben, daß durch konsequenten EDI -Einsatz und gleichzeitige organisatorische Ablaufoptimierung 1,8 Prozent des Umsatzes eingespart werden könnten, was mit einer Verdopplung der Nettogewinne gleichzusetzen wäre.(195)

Seit 1992 lockerte die NSF ihre Restriktionen gegen den kommerziellen Gebrauch seiner Backbones nach und nach. Seit dieser Zeit steigt der Anteil kommerzieller Dienstnutzer im Internet stetig an. So hatten bereits 1994 rund 46 Prozent der US-Unternehmen mit einem Umsatz von über 1,5 Milliarden US-Dollar eine Präsenz im Internet.(196) Die Hauptarten der kommerziellen Internet-Nutzung liegen beim Electronic Mail , der Integration der Firmen-LANs in das Internet und beim Aufbau technischer Kundendienste.(197) Nach einer Untersuchung der Nielsen Media Group in den USA und Kanada liegen die Schlüsselfelder der geschäftlichen Nutzung des WWW bei der Informationssammlung, bei der Zusammenarbeit mit anderen, bei der unternehmensinternen Kommunikation und beim Kundendienst.(198) So ist auf Visitenkarten amerikanischer Geschäftspartner häufig auch die E-Mail-Adresse zu finden. Unternehmen können es sich nicht mehr erlauben und leisten, das Internet zu ignorieren oder auf eine Präsenz im Internet zu verzichten. Unter den Millionen Internet-Nutzern befinden sich sehr viele potentielle Kunden für ein Unternehmen, die so schnell und flexibel erreichbar sind.

5.3.2 Kommerzielle Dienstnutzer in Deutschland

In Deutschland übernahm Btx in den Achtziger Jahren die Rolle der Kommunikationsplattform beim elektronischen Geschäftsverkehr. Deutsche Unternehmen nutzen die Möglichkeiten des Online-Dienstes der Deutschen Bundespost überwiegend für Marketing , Verkauf und die Kommunikation mit dem Filialnetz. Allerdings setzen die technischen und finanziellen Möglichkeiten den Anwendungsmöglichkeiten Grenzen, so daß gegenwärtig verstärkt auf Internet-Entwicklungen gesetzt wird.

Seit Sommer 1995 ist das Internet auch bei deutschen Unternehmen stärker ins Bewußtsein gerückt. So stieg auch die Zahl der Veröffentlichungen in Management-Fachzeitschriften (Wirtschaftswoche, Manager Magazin, Capital) zum Thema Internet . Im Vergleich zu den USA sind die Trends und Chancen multimedialer Online-Dienste später erkannt worden. Dafür steigen viele deutsche Unternehmen gleich mit einer sehr leistungsfähigen Technik ins Internet ein. Unternehmen, die eine virtuelle Präsenz im Internet anstreben, müssen nach einer Untersuchung der Gartner Group (Tabelle 5) mit Anfangsinvestitionen von rund 232.000 DM und mit Betriebskosten von rund 110.000 DM jährlich rechnen.(199)


                        Anfangsinvestitionen  Betriebskosten/Jahr          

Web-Server                  35.000 Mark                -            
Software                    35.000 Mark                -            
Datenschutz                 17.000 Mark                -            
Datenaufbereitung           35.000 Mark                -            
Leistungskosten             17.000 Mark           17.000 Mark       
Personal                    65.000 Mark           65.000 Mark       
Wartung Hardware             7.000 Mark            7.000 Mark       
Wartung Software             7.000 Mark            7.000 Mark       
Aktualisierung              14.000 Mark           14.000 Mark       

232.000 Mark 110.000 Mark

Tabelle 5: Aufwand für eine Marketing-Präsenz im Internet
Quelle: Gartner Group (1996), S. 159.

5.3.3 Gründe für eine verzögerte Entwicklung von Online-Diensten
bei kommerziellen Anwendern in Deutschland

Bei der kommerziellen Nutzung von multimedialen Online-Diensten haben Unternehmen mit verschiedenen allgemeinen Problemen zu kämpfen. Die unklare und komplexe Rechtslage kann bei kommerziellen Nutzern durchaus zu Verzögerungen führen, da Unsicherheit über die gültigen und zukünftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen bestehen. Kommerzielle Dienstnutzer brauchen bei Investitionstätigkeiten verläßliche Regelungen zur Planungssicherheit. Bei der Nutzung in Deutschland müssen zudem die Verordnungen des Verbraucher- und Datenschutzes berücksichtigt werden. Die teilweise gravierenden Sicherheitsmängel bei der Internet-Nutzung können Datenschutz und -sicherheit nicht immer gewährleisten. Die Angst vor einem Mißbrauch und die Furcht vor illegalem Zugriff auf Unternehmensdatennetze durch Hacker verunsichert Dienstnutzer.

Kommerziellen Dienstnutzern fehlte darüber hinaus besonders in der Anfangsphase eines Online-Dienstes ausreichend attraktive Inhalte deutschsprachiger Anbieter. Da die Entwicklung eines vernünftiges Angebots für die kommerzielle Nutzung ein langwieriger Prozeß ist, benötigen kommerzielle Dienstanbieter eine gewisse Entwicklungszeit, bis ihr Angebot heranreift. Aber auch die Qualität des Angebots und der internen Software zur kommerziellen Nutzung befindet sich häufig noch im Anfangsstadium, da viele Unternehmen noch nicht lange in Online-Diensten präsent sind. So finden sich häufig Auszüge aus Jahresberichten, Unternehmensbeschreibungen oder Presseinformationen auf den Präsentationsseiten in Online-Diensten wieder. Erst nach und nach wird das Angebot um attraktive Möglichkeiten erweitert, weil vielfach erst durch Erfahrungen bei der Erstellung neue Ideen und Kenntnisse gewonnen werden können. Häufig zeigen multimediale WWW -Angebote anderer Unternehmen neue Nutzungsmöglichkeiten auf, die in veränderter Form ins eigene Angebot eingefügt werden können. Das Gesamtangebot ausländischer Unternehmen (insbesondere amerikanischer Unternehmen) ist auch umfangreicher, weil nicht nur die Technik früher zur Verfügung stand, sondern weitaus mehr Unternehmen Online-Dienste nutzen. So hat sich auch hier Englisch zur dominanten Anwendungssprache entwickelt. Dies hat auch den Effekt, daß neue Anwendungen zur kommerziellen Nutzung überwiegend in Englisch präsentiert werden, um einen möglichst weiten Anwenderkreis zu erreichen. Eine deutsche Übersetzung dieses Angebotes führt zwangsläufig zu einer zeitlichen Verzögerung. Dieser Verzug fällt aber nicht so ins Gewicht, da viele deutsche Nutzer der englischen Sprache mächtig sind.

Eine weitere Ursache sind unternehmerische Entscheidungen bezüglich multimedialen Online-Diensten . So prognostiziert bspw. die Dresdner Bank dem Online-Banking keine überragende Bedeutung für das Bankgeschäft der Zukunft. Daher engagiert sich das Unternehmen weniger im Internet und setzt mehr auf Telebanking (Telefon) und T-Online .(200) Diese Prognose spiegelt den Stand der gegenwärtigen technischen Möglichkeiten wieder. Allerdings werden potentielle einschneidene Verbesserungen der Internet-Technologie bei dieser Einschätzung außer Acht gelassen. Darüber hinaus wird das Internet von vielen Managern eher als separate technische Anwendung betrachtet, anstatt daß es als wichtige strategische Quelle für das ganze Unternehmen genutzt wird.(201) Manager sehen im Internet häufig nur ein weiteres Kommunikationsmittel, ohne daß sie umfassend und genau über die Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung Bescheid zu wissen. Bis das Internet als strategische Quelle in Unternehmen eingesetzt werden kann, müssen bereits viele Vorarbeiten geleistet worden sein.

Eine vierte Ursache kann im Widerstand von Beschäftigten und Führungskräften gegen neue Technologien liegen. Die Angst vor Veränderungen und einem damit eventuell verbundenen Karriereknick führt insbesondere bei Angehörigen der älteren Generation zu Abneigungen gegenüber neuen Technologien. Ältere Vorgesetzte weisen ihre Mitarbeiter zu nachlässig auf die neuen Möglichkeiten der Online-Dienste hin, die sie vielleicht selbst noch nicht überblicken. Viele Unternehmensführungen haben die von Online-Diensten ausgehenden Auswirkungen noch nicht erkannt, da sie über keine oder zu geringe Kenntnisse verfügen. Diese Unwissenheit kann auch auf eine mangelnde Einarbeitungszeit bei Führungskräften zurückzuführen sein, die mit dem normalen Tagesgeschäft ausreichend belastet sind. So wird jüngeren Mitarbeitern häufig das Experimentieren mit Multimedia überlassen. Die Entwicklung strategischer Multimedia-Konzepte von Unternehmen wird dagegen von den Führungskräften auf die Zeit nach ihrer Pensionierung verschoben.(202)

In diesem Zusammenhang ist auch ein zögerndes Verhalten bei Unternehmensentscheidungen zu beobachten. Investitionsentscheidungen werden hinausverzögert, zumal die Rechtfertigung hoher Ausgaben ohne fundierte Kosten-Nutzen-Analyse nicht leicht ist. Die Kosten bei Online-Diensten sind im voraus schwer zu kalkulieren, weil auch beim Datenabruf Kosten entstehen können. Durch einen bisher unzureichenden Dienstleistungsmarkt mit mangelnder Preis- und Markttransparenz im Bereich der Internet-Service-Provider , werden Vergleichsrechnungen schwierig. Der langfristige Nutzen ist schwer meßbar, da er sich in finanziellen Einsparungen, einem verbesserten Informationsmanagement, im Kundendienst oder in effizienteren Mitarbeitern niederschlagen könnte. Vorsichtigkeit ist aber bei Investitionsentscheidungen unbedingt geboten, da sich für ein Unternehmen nicht jede "neue" Technik auch lohnt. Aus dem Einsatz eines Online-Dienstes sollte ein Unternehmen Nutzen ziehen.

Allerdings sind für kleine Unternehmen die Umstellungskosten beim Übergang auf EDI über Online-Dienste häufig zu hoch. Die Investitionen in Hardware, Software, Installation, Personal und Schulungen sind teuer, wobei weitere laufende Kosten (vor allem Kosten im Bereich der Kommunikation) entstehen.(203) Auch die Präsenz im Internet erfordert hohe Investitionen. Dagegen führen Zeitungsartikel über spionierende Hacker und Computerwanzen (Trojanische Pferde) im Internet bei Entscheidungsträger zu Verunsicherungen. Sind dazu noch negative Erfahrungen mit permanenten technischen Problemen bei EDV-Neuinstallationen gemacht worden, so werden Investitionsentscheidungen überkritisch abgewogen.

Schließlich entstehen Unternehmen auch hohe Kosten durch die monopolistische Gebührenpolitik der Deutschen Telekom AG . Für Unternehmen in Deutschland ist die Nutzung modernster Übertragungsleitungen mit Kapazitäten von über 30 MBit/s, wie sie viele Unternehmen in den USA für Datenübertragungen über Online-Dienste verwenden, zu teuer. Daher werden größtenteils ISDN-Leitungen oder Breitbandleitungen mit bis zu 2 MBit/s Übertragungskapazität verwendet. Durch die niedrigen Datenübertragungskapazitäten in deutschen Online-Netzen verlängern sich die Übertragungszeiten von komplexen multimedialen Darstellungen unnötig. So wird auf optische Attraktivität und hohe Benutzerfreundlichkeit verzichtet, um einen schnellen Zugriff zu ermöglichen. Industrie und Handel erhalten im Vergleich zum Forschungs- und Hochschulbereich erst viel später den Zugang zu Hochgeschwindigkeitsstrecken. Damit wird eine frühzeitige kommerzielle Nutzung dieser Strecken behindert. Konkurrenten in Ländern mit besserer Infrastruktur (wie den USA oder Großbritannien) können dagegen bereits Anwendungen für Hochgeschwindigkeitsnetze entwickeln und nutzen. Die gegenwärtigen Kapazitäten deutscher Telekommunikationsnetze sind nur in Ausnahmefällen bereits für multimediale Anwendungen geeignet. Zudem können häufig Kompatibilitätsprobleme mit überholten Anlagen bestehen, da die alte Technik an neue Standards und Protokolle angepaßt werden muß (wie beim Übergang von ISDN auf Euro-ISDN).

Kommerzielle Dienstnutzern sind häufig Verzögerungen entstanden, wenn die Deutsche Bundespost , die DBP Telekom bzw. die Deutsche Telekom AG nicht in der Lage war, Anschlüsse und Leitungen zu einem gewünschten Termin zu installieren. Dies ist auf organisatorische Gründe in der internen Telekom-Verwaltung und auf technische Probleme zurückzuführen. In der Bundesrepublik wurden ISDN-Anschlüsse lange Zeit nicht in allen Ortsnetzen angeboten. Dabei ist aber anzumerken, daß in den neuen Bundesländern erst seit 1990 mit dem Aufbau einer leistungsfähigen Telekommunikationsinfrastruktur begonnen werden konnte. Hier mußten generell Interessenten mit längeren zeitlichen Verzögerungen rechnen, ehe sie einen Anschluß erhalten konnten.

In Deutschland nimmt die Zahl der kommerziellen Dienstnutzer stetig zu. Mit zunehmender Dauer verbessern sich die Nutzungsmöglichkeiten für kommerzielle Unternehmen, wobei ein Trend zur Automatisierung vieler Unternehmensabläufe durch eine elektronische Kommunikation zu beobachten ist. Wenn der Preis zur bestimmenden Komponente bei der Auswahl von Diensten wird, können sich die Bindungen zwischen den Geschäftspartnern durchaus lockern. So wird mit erhöhter Konkurrenz bei gleichzeitig sinkenden Preisen zu rechnen sein. Dies kann zu einschneidenden Veränderungen in der internationalen Geschäftswelt führen, deren Auswirkungen heute noch nicht übersehbar sind.

5.4 Nichtkommerzielle Vereinigungen

5.4.1 Aktivitätsfelder in Online-Diensten

Nichtkommerzielle Vereinigungen können multimediale Online-Dienste ebenso wie kommerzielle Anbieter und Nutzer einsetzen. Gegenwärtig dominieren aber Aktivitäten im Bereich des Marketings den Einsatz von multimedialen Online-Diensten bei nichtkommerziellen Vereinigungen. In erster Linie werden Online-Dienste zur Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Dabei liegt der Schwerpunkt bei Angeboten im Internet , weil im Vergleich zu kommerziellen Online-Diensten die Präsentationskosten geringer sind. Aber auch die internen Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Mitgliedern können durch Diskussionsgruppen oder Mailinglisten entscheidend verbessert werden.

Amerikanische Parteien nutzen Online-Dienste als eine weitere Präsentationsplattform für ihre Ideen und Vorstellungen. So verfügen alle republikanischen Bewerber zur Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei 1996 über eigene Internet-Homepages. Über die "Wahlkampfseite" eines Kandidaten sind bspw. Reden, Aussagen, Aufsätze oder Bildschirmschoner abrufbar. Spendenaufrufe sind mit Abbuchungsformularen (via Kreditkarte) verbunden, wobei bei höheren Spenden Präsente winken. Alle diese Seiten werden aus Wahlkampfmitteln finanziert.(204) In Deutschland haben 1995 die großen Parteien und parteinahen Stiftungen mit dem Aufbau eigener WWW -Server begonnen. Einige Parteien und Gewerkschaften arbeiteten bei der internen Kommunikation schon früher mit geschlossenen Benutzergruppen über Btx zusammen. Neben Parteien setzen auch Religionsgemeinschaften, Bürgerrechtsbewegungen, Umweltschutzgruppen, aber auch rechtsradikale oder antisemitische Kreise Online-Dienste für ihre eigenen Propagandazwecke ein. Letztgenannte nutzen diese Medien, über die sie weltweit erreichbar sein können, obwohl in bestimmten Staaten (wie Deutschland) nationale Veröffentlichungsverbote existieren.

In den Bereichen Sport, Kunst und Kultur bieten Online-Dienste einen erweiterten Spielraum für Darstellungen. Viele Sportvereine verfügen über Internet-Seiten, über die Spielpläne, Mannschaftsaufstellungen, Tabellen und die neuesten Vereinsnachrichten abrufbar sind. Museen wie das Louvre oder Galerien nutzen die multimedialen Möglichkeiten für die Schaffung virtueller Museen. Publikationen und Sammlungen können einer weiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten (wie BR, SWF oder WDR)(205) ergänzen ihr Sendeangebot durch Service-Seiten im Internet : Prominenten-Talk, Interaktive Show, Musikwünsche, Musik-Datenbank, Senderinformationen und aktuelle Nachrichten. Aber auch öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken , Theater , Oper oder Zoologische Gärten nutzen Präsentationsflächen im Internet vornehmlich für eigene Informationshinweise. Diese Arbeit basiert sehr häufig auf dem privaten Engagement Freiwilliger.

Häufig sind lokale kulturelle Angebote in kommunale Computernetzwerke eingebunden. Eine Reihe von lokalen Netzen (Free-Net s, Community Network s, Civic Network s, Telecommunities, Telecottages) entwickelte sich aus dem Community Computing Movement . 1973 wurde mit dem "Community Memory" das erste lokale Commmunity Network gegründet. Sie wollten die Rechnernetztechnologie für lokale Informationssysteme nutzen, die allen Bürgern zur freien Nutzung zur Verfügung steht.(206) Aus diesen Gruppen entstanden eine Reihe von öffentlichen Interessensgruppen (Public Interest Groups), die sich rund um das Internet engagieren. Das 1989 gegründete National Public Telecomputing Network (NPTN) möchte den Aufbau von Free-Net s technisch und finanziell unterstützen. Eine kritisch-konstruktive Unterstützung der Diskussion um die Infobahn wird in den USA von der 1981 gegründete Vereinigung Computerprofessionals for Social Responsibility (CPSR) geführt. Einzelne Gruppen haben sich zum Telecommunications Policy Roundtable (TPR) zusammengeschlossen, um bei der Ausgestaltung der Informationsinfrastruktur staatsbürgerlichen und sozialen Aspekten Gewicht zu verschaffen.(207) Mit dem CommerceNet existiert ein nicht gewinnorientiertes Konsortium, daß sich das Ziel gesetzt hat, im Internet eine Art elektronischen Marktplatz zu realisieren, über den Geschäfte abgewickelt werden können.(208) In Deutschland wurde die Deutsche Interessen-Gemeinschaft Internet (DIGI) gegründet, deren Aufgabe in der Förderung des Internet liegt.

5.4.2 Ursachen für eine verzögerte Entwicklung von Online-Diensten
bei nichtkommerziellen Vereinigungen in Deutschland

Die Weltwirtschaftslage sorgt auch bei Trägern, Sponsoren, Gönnern und Mitgliedern von nicht-kommerziellen Vereinigungen zu einer finanziell angespannten Finanzlage. So fehlen einigen nicht-kommerziellen Einrichtungen ausreichend Finanzmittel für Investitionen in Online-Dienste (Hardware, Software, Installation, Schulungen). Bei anderen Einrichtungen dauert es wegen eines längeren internen Abstimmungsprozesses etwas länger, ehe die Investitionen für einen Einstieg in Online-Dienste bewilligt sind. Dies kann auf den Widerstand bei Beschäftigten wie Führungskräften zurückzuführen sein. Darüber hinaus leiden nichtkommerzielle Vereinigungen unter den gleichen Problemen bei Angebot und Nutzung von Online-Diensten wie kommerzielle Organisationen, die in den vorherigen Abschnitten ausführlich behandelt worden sind.

5.5 Private Nutzung von Online-Diensten

5.5.1 Nutzungsmöglichkeiten für Privatpersonen

Alle Online-Dienste bieten auch Leistungen für die private Nutzung an (Abbildung 8). Home Information Management nimmt eine wesentliche Rolle bei diesen Angeboten ein. So können die Auskunfts-, Buchungs- und Reservierungssysteme ebenso für private wie geschäftliche Zwecke genutzt werden. Viele Angebote wie Last-Minute-Flüge sind speziell auf private Kundschaft zugeschnitten. Auch die aktuellsten Nachrichten, Sportergebnisse und Wetterberichte sind in den meisten Online-Diensten verfügbar. Diese werden um elektronische Ausgaben von Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen ergänzt. So sind Sach- und Fachinformationen zu vielen Themenbereichen, zum Teil sogar das fremdsprachige Original, abrufbar. Online-Dienste können auch von Schülern, Studenten und Erwachsenen zur Aus- und Fortbildung (Home Education) verwendet werden. Einige Lernprogramme lassen sich bereits über Online-Dienste kopieren oder nutzen. Gleichzeitig finden sich in Online-Diensten Ansprechpartner für fachliche Probleme aller Art, so daß sich auch diese Fragen relativ schnell klären lassen.

Die Möglichkeit des Homebankings wird in Deutschland von Banken und Sparkassen besonders propagiert. Überweisungen, Kontoführung und einige weitere Finanzdienstleistungen lassen sich bereits von zu Hause aus mit Hilfe von Haushaltsfinanzprogrammen wie Quicken oder MS Money über einen Online-Dienst erledigen. Die Geldinstitute versprechen sich durch Homebanking einen Rückgang der internen Bearbeitungskosten. Im Internet sind mittlerweile weitere Anbieter im Wertpapier- und Optionshandel aktiv, die deutlich günstigere Geschäftskonditionen als herkömmliche Kreditinstitute für Privatkunden anbieten. Auch beim Homeshopping kann der Privatnutzer auf ein zunehmendes Angebot in Online-Diensten zurückgreifen. Es muß auf Ladenöffnungszeiten keine Rücksicht genommen werden, da bequem von zu Hause aus und 24 Stunden am Tag bestellt werden kann. Bestellungen werden elektronisch an den Hersteller weitergegeben, der die gewünschten Waren direkt an den Kunden verschickt. Software kann ebenfalls direkt aus dem Online-Dienstangebot geladen werden. Viele Hersteller stehen dem Kunden bei technischen Problemen über Foren auch unmittelbar zur Verfügung.(209)

Private Anwender benutzen Online-Dienste auch zur persönlichen Unterhaltung und Kommunikation . Beim "Surfen", dem Umherstreifen und Entdecken, bietet sich ihnen eine weite Auswahl, von Computerspielen über Online-Treffs bis hin zur Betrachtung pornographischer Bilder. Nach einer Umfrage der Zeitschrift MacWorld zu Wünschen von Privatpersonen im Zusammenhang mit dem "Information Highway" finden sich Unterhaltungsangebote wie Video on Demand oder Computerspiele auf den hinteren Plätzen wieder. Hohe Erwartungen werden der Umfrage zufolge in die Nutzung für politische Diskussionen, in den Zugang zu Information und in die Kommunikation gesetzt. So kann E-Mail zur Erledigung der persönlichen Korrespondenz verwendet werden.(210) Die Teilnahme an Diskussions- und Chatforen ermöglicht den Kontakt zu bisher unbekannten Menschen aus anderen Nationen. Diese Dienste werden auch zum politisches Engagement verwendet. So verzeichnen in den USA Diskussionsforen zu politischen Themenbereichen ein reges Interesse.(211) Diese Foren können auch zur Selbstdarstellung von Privatpersonen verwendet werden. Einige Online-Dienste bieten Privatnutzern bereits die Möglichkeit zur Erstellung eigener Seiten an ("My Homepage").


Home Information Management

Home Education (Aus- und Fortbildung)

Homebanking

Homeshopping

Unterhaltung (Entertainment)

Kommunikation


Abbildung 8: Private Online-Nutzung

In diesem Zusammenhang ist auch die mögliche Nutzbarkeit von Online-Diensten für kriminelle Handlungen zu erwähnen, die von den Strafbehörden verfolgt werden muß. Zur Computer-Kriminalität zählen bspw. die Verwendung von abgehörten Kreditkartennummern bei Bestellungen auf fremde Rechnung (Betrug), das unberechtigte Eindringen in fremde Datennetze (Einbruch), der Vertrieb von Raubkopien (Diebstahl und Hehlerei) oder sexuelle Belästigungen. Die Anstiftung zu weiteren Straftaten (wie ein Handbuch für Bombenbastler), Boykottaufrufe gegen bestimmte Firmen oder Produkte und die Veröffentlichung von gewaltverherrlichenden, pornographischen oder völkerverhetzenden Texten ist in Deutschland auch über Online-Dienste verboten.(212)

In Deutschland können Privatnutzer auf Online-Dienste über öffentliche Terminals (Btx-Terminals, Multimedia-Kioske), über ihren Arbeitsplatz, die Ausbildungsstätte (Universität, Fachhochschule oder Schule) oder aber über einen privaten Zugang von zu Hause zugreifen. Die Nutzung von Online-Diensten für private Zwecke am Arbeitsplatz und an der Ausbildungsstätte ist ungern gesehen, wird aber im allgemeinen toleriert. Eine Privatnutzung ist hier größtenteils kostenlos möglich, da der Träger die Finanzierung übernimmt und den Nutzer nicht mit den entstandenen Kosten belastet. Für einen Zugriff auf das Internet kann in Deutschland auf Angebote der Internet-Service-Provider oder der Online-Dienste zurückgegriffen werden. Eine umfassende Überwachung der Nutzung durch staatliche Stellen wie im Iran oder der Volksrepublik China findet in Deutschland nicht statt.

Multimediale Online-Dienste werden von einer vergleichsweise attraktiven Zielgruppe genutzt, die sowohl über ein überdurchschnittliches Einkommen als auch eine überdurchschnittliche Ausbildung verfügt. So besitzen bei T-Online 53 Prozent, bei CompuServe 73 Prozent und beim Internet 75 Prozent der privaten Nutzer einen höheren Schulabschluß. Es ist auch zu beobachten, daß bei allen Online-Diensten Männer bei der Nutzung einen hohen Anteil stellen.(213) Nach einer Hochrechnung von Nielsen Media Research hatten 1995 rund 27 Millionen Amerikaner und Kanadier über 16 Jahre bereits einmal Zugang zum Internet gehabt (17 Prozent der Bevölkerung).(214) In Deutschland dagegen ist mit 1,4 Millionen die absolute Zahl der Haushalte, die das Internet nutzen, noch relativ gering (4 Prozent der Haushalte).(215)

5.5.2 Gründe für eine verzögerte Entwicklung von Online-Diensten
bei Privatanwendern in Deutschland

Mehrere Ursachen werden für eine verzögerte Entwicklung im Bereich der Privatnutzung angeführt. Erstens verfügen Online-Dienste in der bundesdeutschen Presse über ein schlechtes Image. Presseberichte verunsicherten die Bevölkerung, in denen potentielle Straftatbestände bei der Nutzung von Online-Diensten hervorgehoben wurden. Dazu zählt die Verbreitung von rechtsgerichteter Propaganda (z.B. Schriften des Deutsch-Kanadiers Ernst Zündel), Bombenbauanleitungen für Terroristen, Bilder mit (kinder-) pornographischen Inhalten über das Internet oder die Nutzung durch die organisierte Kriminalität (Mafia, Drogenhändler).(216) Mit Berichten über Tele-Erotik-Angebote im Btx, die überproportional abgerufen werden, wurde der Dienst in die Nähe von Sex-Service-Angeboten gedrängt. Aber auch Berichte über unsicheres Homebanking in Online-Diensten oder über Hacker und Datendiebe, in denen mögliche Gefahren überdimensioniert wurden, verunsichern Anwender. Der Nutzen von Online-Diensten wurde stattdessen lange Zeit nur in einschlägigen Fachzeitschriften hervorgehoben.

Eine öffentliche Diskussion zur Informationsgesellschaft und ihren Möglichkeiten fand in Deutschland bis 1995 weder in der Presse noch in Bundestagsdebatten statt. So fehlt vielen Bundesbürgern das Wissen um die Möglichkeiten der neuen Informations- und Telekommunikationstechniken. Bereits durchgeführte Pilotprojekte berücksichtigten den Anwendungsbedarf von Privathaushalten nicht ausreichend.(217) Damit ist das Ausmaß der bevorstehenden Umwälzungen der Bevölkerung offenbar auch heute noch nicht klar. Diese Unwissenheit der Bevölkerung ist aber auch auf eine ungenügende Ausbildung zurückzuführen, da vielen Bürger durch die Ausbildungsstätten oder am Arbeitsplatz keine Kenntnisse über die Nutzung von Online-Diensten vermittelt werden. Insgesamt fehlt einem Großteil der Bevölkerung das Grundwissen im Umgang mit Online-Diensten. Viele Bürger behalten stattdessen bei der Informationsbeschaffung ihr konventionelles Informationsverhalten bei. Dies liegt zum Teil auch an fehlenden Ansprechpartner in der unmittelbaren Umgebung. Außerdem ist die Experimentierfreude nicht besonders ausgeprägt, solange für die Inanspruchnahme von Online-Diensten bezahlt werden muß.

Drittens besteht in Deutschland eine mangelnde Bereitschaft, viel Geld für Online-Dienste auszugeben. Zwar haben nach einer Umfrage 18 Prozent der Deutschen ein Interesse an neuen Kommunikationsangeboten. Aber nur 7 Prozent sind bereit, mehr als 30 DM pro Monat dafür auszugeben.(218) Die monatlichen Kosten eines Online-Dienstes liegen bei Privatanwendern häufig aber über 30 DM, wie aus Tabelle 6 zu ersehen ist. Mit Schnuppertarifen versuchen Online-Dienste dennoch neue Kunden zu locken. Sind PC und Modem beim Privatanwender nicht vorhanden, dann müssen auch Investitionen in Hardware getätigt werden, wobei die Preise in Deutschland deutlich höher als in den USA liegen. Vor dem Hintergrund hoher Abgaben, geringen Lohnsteigerungen (bei einem hohen absoluten Lohnniveau) sowie über 4 Millionen Arbeitslosen (Februar 1996) in Deutschland ist eine sparsame Haushaltsführung bei Angehörigen unterer und mittlerer Einkommensschichten verständlich.


Kommerzielle Online-Dienste
                      Grundgebühr                      Nutzungsgebühr      

CompuServe              19,95 DM      für 5 h und           4,95 DM/h        
T-Online                 8,00 DM          und        1,20 - 9,60 DM/h        
AOL Bertelsmann          9,90 DM      für 2 h und           6,00 DM/h        
Microsoft Network       14,00 DM      für 2 h und           7,50 DM/h        
Europe Online            7,00 DM      für 2 h und           4,20 DM/h        

Internet Service Provider (für Privatanwender, Analoganschluß)
                      Grundgebühr                      Nutzungsgebühr      

DFN-Verein (WiN)        39,95 DM     für 20 h und          39,95 DM/20 h     
EUnet                   35,00 DM      für 5 h und    2,40 - 9,00 DM/h        
NTG/Xlink (PoP)         45,00 DM     Pauschalgebühr              -           
Maz (Netsurf)           35,00 DM     Pauschalgebühr              -           
Contrib.Net             57,50 DM     Pauschalgebühr              -           
ECRC (Spacenet)         17,25 DM          und              23,00 DM/MB       
Nacamar                 17,25 DM      500 KB frei           5,75 DM/MB       
IBM Global Networks     26,00 DM      für 3 h und           7,00 DM/h        
     oder               52,00 DM      für 30 h und          7,00 DM/h        

Tabelle 6: Monatliche Kosten eines Online-Dienstes in Deutschland (März 1996)
Quelle: Unternehmensangaben

Während des Netzaufbaus ist ein Zugang zu einem multimedialen Online-Dienst häufig noch nicht bundesweit zum Ortstarif erreichbar. Für Privatanwender war ein Internet-Anschluß lange Zeit zu teuer und zu schwer zu bekommen, da viertens die Internet-Service-Provider EUnet und Xlink bis 1994 kein großes Interesse an Privatkundschaft zeigten. Sie bevorzugten kommerzielle Kunden mit hohem Kommunikationsbedarf. Die Universitäten waren für Privatnutzer die einzige Möglichkeit zu einem bezahlbaren Internet-Einstieg, bevor mit dem Einstieg der privaten Internet-Vereine und weiterer Internet-Service-Provider Bewegung in den Markt kam.(219)


Abbildung 9: Auswirkungen der Gebührentarifreform 1996 auf Ortsgespräche (Montag bis Freitag)


Für Verzögerungen bei der Akzeptanz von Online-Diensten in der Bevölkerung sorgte fünftens in finanzieller Hinsicht auch die Telefontarifpolitik der Deutschen Telekom. Bereits bis 1995 waren die Kosten für Verbindungen im internationalen Vergleich relativ teuer. Zudem war damals häufig nur in Großstädten ein Erreichen eines Online-Dienstes zum Ortstarif möglich. Private Nutzer in abgelegenen Regionen mußten zur Nutzung notgedrungen die Telefongebühren für Ferngespräche hinnehmen. Erst seit 1995 zeichnet sich bei mehreren Online-Diensten der Aufbau eines flächendeckendes Netzes ab, bei denen eine Einwahl zum Orts- oder Nahtarif möglich ist. Mit der Gebührenstrukturreform 1996 verteuerten sich Ortsgespräche mit einer Dauer von mehr als 6 Minuten erheblich (siehe Abbildung 9 und 10). So erhöhte sich bspw. der Stundenpreis für eine Ortsverbindung werktags zwischen 18 und 21 Uhr von 1,15 DM auf 2,88 DM. Alle Online-Dienste müssen wegen der bestehenden Monopole über das Telekommunikationsnetz der Deutschen Telekom AG angewählt werden. Die Nutzung von Online-Diensten dauert in der Regel länger als sechs Minuten. Auf diese Weise verteuerte sich die Nutzung von Online-Diensten durch erhöhte Kommunikationsgebühren für private Nutzer erheblich.


Abbildung 10: Auswirkungen der Gebührentarifreform 1996 auf Ortsgespräche (am Wochenende und an Feiertagen)


Ein weiterer Grund liegt in der schlechten Infrastruktur im Bereich der Privatanschlüsse für die Nutzung multimedialer Online-Dienste . In Deutschland ist in den meisten Haushalten nur ein analoger Telefonanschluß vorhanden, der auch für die Nutzung von Online-Diensten benutzt wird. Bei analogen Anschlüssen ist eine maximale Datenübertragung derzeit auf 28.800 Bit/s (ohne Komprimierungsverfahren) begrenzt. Diese Bandbreite erweist sich besonders bei multimedialen Anwendungen als Flaschenhals, da bspw. die Übertragung großer farbiger Grafiken mit über 1 MByte Daten mindestens fünf Minuten dauert. Langwierige Datenübertragungen haben höhere Telefongebühren zur Folge. ISDN-Anschlüsse mit 64 KBit/s Übertragungskapazität sorgen für einen schnelleren Zugriff, der aber ähnliche Zeitprobleme bei komplexen multimedialen Anwendungen hat (Tabelle 3). Für eine Nutzung der in 23 Millionen deutschen Haushalten verlegten Breitband-Kabelanschlüsse durch multimediale Online-Dienste ist bisher noch keine Lösung entwickelt und angeboten worden.

In der Qualität des Angebots multimedialer Online-Dienste ist eine weitere Ursache für Verzögerungen zu finden. Bedingt durch niedrige Übertragungskapazitäten wurde von den Netzbetreibern zu Beginn auf große hochauflösende Grafiken und eine damit verbundene hohe Benutzerfreundlichkeit verzichtet. So wurde T-Online erst 1995 mit einer bedienungsfreundlichen Navigationshilfe ausgestattet. Auch das Internet erfreut sich seit der Veröffentlichung von WWW -Browsern einer stark wachsenden Beliebtheit, da die Nutzung vereinfacht worden ist. Allerdings schrecken Sicherheitsmängel Nutzer vor Homebanking und Homeshopping -Aktivitäten über das Internet ab. Auch ist die Seriosität der Anbieter häufig unklar, da im Internet mit geringem finanziellen Aufwand eine beeindruckende Präsenz möglich ist. Als weiteres dominiert Englisch mit Ausnahme von T-Online das Angebot der multimedialen Online-Dienste . MSN startete 1995 seinen Dienst mit 200 Anbietern, aber nur neun Anbieter konnten ein deutschsprachiges Angebot vorweisen.(220) Für gut ausgebildete Anwender ist das kein Hindernis, aber für ein breites Publikum sollte das Angebot in deutscher Sprache verfügbar sein.

Schließlich sind Widerstände in der Bevölkerung gegen Online-Dienste zu beobachten. Diese liegen nicht nur in der Dominanz englischsprachiger Anwendungen, sondern sie sind auch in einer Skepsis gegenüber neuen Technologien begründet. Die Angst vor einem Wandel der bestehenden Umwelt durch moderne Techniken bewirkt eine Technophobie. So wird bspw. das Zurückdrängen der direkten persönlichen durch eine indirekte computergestützte Kommunikation befürchtet. Ängste vor sozialen Problemen wie Isolation und Einsamkeit prägen besonders die Einstellung vieler Mitbürger gegenüber Online-Diensten. Diese Ängste können das menschliche Denkvermögen blockieren, was meist mit einer totalen Ablehnung der neuen Techniken verbunden ist. Die Skepsis überträgt sich auch ins berufliche Umfeld, wo die Angst vor einem Karierreknick die Bereitschaft zum regelmäßigen Gebrauch neuer Anwendungen und Systeme mindert.

In Beiträgen deutscher Zeitungen und Zeitschriften wird zunehmend auf die Möglichkeiten der Online-Dienste eingegangen. Dadurch wird auch ein Interesse potentieller Nutzer geweckt. Die Bundesregierung versucht mit ihrer Initiative "Info 2000 " weitere Widerstände aus dem Weg zu räumen. Auf eine absehbare Zeit ist dennoch eine Online-Vernetzung aller deutschen Haushalte wenig realistisch. Die Ausstattung von Haushalten mit Computer und Modem wird trotz allem weiter zunehmen. Öffentlich zugängliche Multimedia-Online-Kioske können bei den Zugangsmöglichkeiten als Ergänzung dienen.


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